Wohngruppen
In einer Wohngruppe leben 9 Kinder und Jugendliche in einer alters- und geschlechtsgemischten Gruppe. Die Kinder und Jugendlichen werden von der Gruppenleitung und einem Team von pädagogischen Fachkräften betreut.
In der Wohngruppe leben Kinder und Jugendliche ab dem Grundschulalter bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus. Sie finden in der Wohngruppe einen Lebensort, der entweder auf eine bestimmte Zeit oder langfristig angelegt ist.
Die Kinder und Jugendlichen erleben einen individuell geplanten Alltag in einem haltgebenden Rahmen und bekommen vielfältige Möglichkeiten für eine passende Nachreifung. Auf diese Weise können sie zuverlässige und korrigierende Bindungserfahrungen machen und sich gute Startbedingungen für ein Leben nach der Wohngruppe verschaffen.
Wetzlar
Wohngruppen
Definition und Organisationsform
Die Wohngruppe für Kinder und Jugendliche in Wetzlar verfügt über 9 Plätze in koedukativer Lebensform. Die Betreuung ist stationär und soll in enger Kooperation mit den Eltern Sozialisationsleistungen ergänzen und erneuern.
Das pädagogische Team besteht aus einer Gruppenleitung und vier pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zielgruppe
Schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit offener Rückführungs-perspektive in ihre Herkunftsfamilie oder dem Ziel einer klar strukturierten Verselbstständigungshilfe.
Pädagogisches Angebot
- Entwicklung und Förderung von Stärken und Ressourcen, positives Sozial-, Lern- und Leistungsverhalten, Stärkung des Selbstwertgefühles und Entwicklung von Konfliktverhalten für die Kinder und Jugendlichen
- Kontinuierliches Beziehungsangebot durch das pädagogische Team
- Vorbereitung auf eine selbstständige Lebensführung
- Integration in Ausbildung und Beschäftigung
Besonderes Angebot
- Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
- Besuchsbegleitung
- Elternwohnung
- Trainingswohnung für Jugendliche
Mädchenjugendwohngruppe
Definition und Organisationsform
Die heilpädagogisch-therapeutische Mädchenjugendwohngruppe ist ein stationäres, differenziertes Angebot für Mädchen im Alter ab 13 Jahren. Sie soll zur Verselbstständigung oder Rückführung der Jugendlichen dienen und zu einer eigenverantwortlichen, selbstbestimmten Lebensführung verhelfen. Eine Gruppenleitung lebt mit ihrer Familie im gleichen Haus in einer abgeschlossenen Wohnung. Ein Team von vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt sie im pädagogischen Alltag.
Zielgruppe
Mädchen ab 13 Jahren, die aufgrund zahlreicher Konflikte und individueller Entwicklungsdefizite nicht mehr in ihren z. T. stark problembelasteten Familien leben können. Es besteht eine Kapazität von 8 Plätzen.
Pädagogisches Angebot
- Begleiteter Alltag mit zunehmender Eigenverantwortlichkeit, Vermittlung lebenspraktischer Fähigkeiten und materieller Autonomie
- Hilfe bei der Entwicklung von Beziehungsfähigkeit und sexueller Selbstbestimmung
- Stärkung emotionaler und sozialer Kompetenz
- Intensive Betreuung des Schulabschlusses und der Berufsausbildung (Nachhilfe bei Bedarf)
- Entwicklung einer Berufsperspektive
- Hilfestellung bei der Freizeitgestaltung
- Begleitung und Entwicklung der Ablösung (Wohnung, Arbeit usw.)
- Begleitung in der Auseinandersetzung und Aussöhnung mit der Herkunftsfamilie und bei individuellen Krisen durch intensive Familienarbeit (SPFH)
Besonderes Angebot
Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
Verselbstständigungsbereich im Haus (eigene Küche und Bad)
Hanau
Wohngruppen
Die stationären Wohngruppen für Kinder und Jugendliche verfügen über jeweils neun koedukative Plätze. Das pädagogische Team besteht aus fünf PädagogInnen. Alle vier Gruppen sind Außenwohngruppen. Die Gruppe in Hanau-Steinheim verfügt über zwei Appartements, die direkt über dem Hof gelegen sind. Diese Appartements ermöglichen die schrittweise und passgenaue Verselbstständigung von Jugendlichen, ohne den umfassenden und tragenden Versorgungsrahmen verlassen zu müssen. Für Jugendliche aus den übrigen Wohngruppen besteht die Möglichkeit, die Appartements auf dem Kinderdorfgelände zu nutzen. Alle Wohngruppen werden nachhaltig und intensiv bei der Gruppen-pädagogik, der Erziehungsplanung und der Arbeit mit den Herkunftsfamilien durch unsere Erziehungsleitungen unterstützt und kontinuierlich begleitet.
Zielsetzung, Aufgabe und Arbeitsweise
Bei der Konzeption dieser Gruppen wurde bewusst auf eine Spezifizierung hinsichtlich des Geschlechts, der Problemlage oder der Aufenthaltsdauer verzichtet. Die Kinder und Jugendlichen, die aufgenommen werden, müssen in dem gebotenen offenen Gruppenrahmen förderbar sein. Sie haben in der Regel keine klare Prognose über die benötigte Aufenthaltsdauer und die Möglichkeit der Rückführung in die Herkunftsfamilie. Um den stationären Aufenthalt so effektiv wie möglich zu gestalten, haben wir die Rahmenbedingungen so organisiert, dass sowohl das Ziel einer Rückführung in die Herkunftsfamilie erarbeitet werden kann, als auch eine passgenaue Verselbstständigung möglich ist.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem planvollen Alltags- und Betreuungsgeschehen. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche sich individuell angenommen und aufgehoben fühlen, die Möglichkeit zu authentischer Nachsozialisation bekommen, aber auch ein starkes Gegenüber erleben. Die PädagogInnen in den Wohngruppen leisten eine intensive Beziehungsarbeit, schaffen eine haltgebende Struktur und unterstützen die Kinder und Jugendlichen dabei, soziale Beziehungen untereinander zu entwickeln. Der Aufbau von Sozialkompetenz als eine wesentliche Entwicklungsaufgabe wird in das Zentrum der pädagogischen Arbeit gestellt.
Aus unserer Sicht kann die Aufarbeitung besonders traumatischer Ereignisse nur gelingen, wenn in der Arbeit verschiedene Faktoren zusammenkommen: Für diese Aufgabe benötigen PädagogInnen fundiertes Fachwissen. Daneben braucht es in der Gruppe einen strukturierten Alltag und haltgebende Beziehungen. Gleichzeitig müssen PädagogInnen die Lebenswelt und die therapeutischen Beziehungsräume für die betreuten Kinder und Jugendlichen nutzen.
Zielgruppe
Kinder ab Grundschulalter mit offener Rückführungsperspektive oder ältere Kinder bzw. Jugendliche mit dem Ziel einer passgenauen und klar strukturierten Verselbstständigungshilfe.
Hanauer Gruppe
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Familie und nicht auf der Arbeit mit den Kindern oder auf der Behebung problematischer Verhaltensweisen. Vielmehr ist es das Ziel, nach einer auf 6 Monate begrenzten stationären Phase die baldige Rückführung des/der Kindes/er in die Familie zu erreichen. Die Voraussetzung für die Rückführung besteht darin, dass die Gefährdungspunkte, die zur Herausnahme des Kindes geführt haben, bearbeitet sind. Die Eltern trauen sich die Herausforderungen wieder zu, die die Sorge um die komplette Familie mit sich bringen.
Nach der Rückführung wird die ambulante Familienarbeit noch bis zu 18 Monate lang durch die gleichen ambulanten MitarbeiterInnen fortgesetzt. Dadurch entsteht Hilfe aus einer Hand.
Die Arbeitsweise
Die Kinder verbringen in der stationären Phase ihren Alltag in der Gruppe und werden dort individuell gefördert. Dabei werden die Eltern eingebunden und sie bekommen Hilfestellungen, wenn ihr Kind Schwierigkeiten hat, z.B. sich bei den Hausaufgaben zu konzentrieren. Das Kind verbleibt in seiner Schule und auch die Lehrer, die das Kind kennen, werden in die Hilfe einbezogen.
Die ambulanten Helfer arbeiten in den Familien daran, dass diese für sich zunächst Hoffnung auf Veränderung und eine Perspektive entwickeln. Oft sind die Familien zunächst misstrauisch gegenüber der Hilfe. Ein wichtiges Ziel ist es deshalb, eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit herzustellen. Die Familien machen die Erfahrung, dass sie nicht nur Probleme haben, sondern auch Experten für das Erarbeiten ihrer eigenen passgenauen Lösungen werden. Als drittes Element neben der stationären Unterbringung des Kindes und der ambulanten Arbeit mit der Familie kommt die Gruppenarbeit mit allen Familien in Form der Multifamilientherapie hinzu.
Hanauer Gruppe
Platzzahl | 10 |
Standort | Kinderdorfgelände |
Belegung | Nur Kinder aus Hanau |
Betreuungszeit | Theoretisch 365 Tage im Jahr |
Beurlaubungen | Je nach Situation und Bedarf möglich |
Bei akuter Kindeswohlgefährdung | Zunächst keine Beurlaubung |
Sozialpädagogische Intensivgruppe für sexuell grenzverletzende Jungen
Die Sozialpädagogische Intensivgruppe für sexuell grenzverletzende Jungen bietet einen geschützten und kontrollierten Lebensraum für 7 Jungen von sechs bis zwölf Jahren (Aufnahmealter). Das Team aus SozialpädagogInnen leistet eine intensive pädgogische Förderung und gleichzeitig die notwendige Kontrolle. Die Gruppe befindet sich auf dem Kinderdorfgelände und verfügt über ein großzügiges Raumangebot.
Zielsetzung, Aufgabe und Arbeitsweise
Ziel des zweijährigen Programms der Intensivgruppe ist die Korrektur sexuell grenzverletzenden Verhaltens in der Kindheit. Viele erwachsene Sexualstraftäter üben bereits als Jungen sexuelle Gewalt aus und die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass sie sich auch weiterhin so verhalten, wenn sie keine spezialisierte therapeutische und pädagogische Hilfe bekommen. Insofern verstehen wir die Arbeit der Intensivgruppe als Opferschutz. Die Jungen müssen lernen, Verantwortung für die ausgeübte Gewalt zu übernehmen. Sie haben sich dabei als machtvoll erlebt und tun dies zur Selbstaufwertung durch die Erniedrigung des Opfers. In der Therapie wird diese Problematik bearbeitet. Die Jungen werden in der Intensivgruppe ständig mit einem doppelten Blick betrachtet. Auf der einen Seite wird entwicklungsfördernd auf sie geschaut. In der Regel haben wir es mit Jungen zu tun, die häufig selbst traumatisiert sind oder andere Beeinträchtigungen mitbringen. Dabei brauchen sie Unterstützung und Entwicklungsförderung durch die pädagogischen MitarbeiterInnen. Gleichzeitig gibt es den kontrollierenden Blick, der sich auf die sexuellen Grenzverletzungen bezieht, die sie anderen zugefügt haben. Der doppelte Blick auf die Jungen spiegelt sich auch in der Leitung der Gruppe wider. Neben der pädagogischen Gruppenleitung gibt es eine therapeutische Leitung der Gruppe. Zusammen sorgen sie dafür, dass Pädagogik und Therapie für die Jungen Hand in Hand gehen. In der Anfangsphase dient den Jungen eine klare Außenstrukturierung als Unterstützung und Stärkung der Selbstkontrolle. Zu Beginn der zweijährigen Unterbringung muss sich jeder Junge außerhalb des Hauses in ständiger Sichtweite eines/einer MitarbeiterIn befinden. Mit zunehmender Entwicklung des Jungen bekommt er immer weitere Freiräume, in denen er seine verbesserte Fähigkeit zur Selbstverantwortung erproben kann.
In der Abschlussphase wird der Übergang in den vorherigen oder neuen Lebensraum gestaltet.
Diese Ziele werden durch folgende methodische Schwerpunkte erreicht:
- Spezifisches Therapieprogramm
- Intensive Angebote zur emotionalen Entwicklung und zur Verbesserung von Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Intensive Gruppenpädagogik
- Feedback-Techniken
- Spezielle sexualpädagogische Angebote
- Erlebnispädagogik
- Geschlechtsspezifische Jungenarbeit
- Systemische Familienarbeit mit dem Herkunftssystem
Krisenzentrum
Das Krisenzentrum setzt sich im stationären Bereich aus der Inobhutnahmegruppe und den Bereitschaftserziehungsstellen (BESt) zusammen und kann sowohl regional als auch überregional angefragt werden. Dieses Verbundsystem wird im ambulanten Bereich durch den Krisenbereitschaftsdienst für die Jugendämter Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau ergänzt.
Stationär
Auf dem ASK-Gelände in Hanau betreut die Inobhutnahmegruppe bis zu 9 Kinder und Jugendliche in alters- und geschlechtsgemischter Form. Kinder der Altersgruppe 0–3 Jahre werden bevorzugt in die BESt-Familien aufgenommen. In den Familien erleben diese Kinder feste Bezugspersonen in einem engen und geschützten Rahmen. Für die Kinder der Altersgruppe 4 – 14 Jahre ist eine Aufnahme in beide Unterbringungsformen denkbar und sollte deshalb von den Gegebenheiten des Falles abhängig gemacht werden. Jugendliche werden in die Inobhutnahmegruppe aufgenommen.
Aufgaben und Arbeitsweise
Inobhutnahmegruppe
Die Inobhutnahmegruppe übernimmt die Netzwerkarbeit zwischen dem Kind und/oder dem Jugendlichen, der Herkunftsfamilie, dem sozialen Nahumfeld und dem Jugendamt. Die Inobhutnahmegruppe und die Bereitschaftserziehungsstellen bieten einen Schutz- und Schonraum für Kinder und Jugendliche, in dem sie durch die Krise begleitet werden. Das Ziel ist die Gestaltung eines Alltags, der so normal wie möglich aussieht. Die Beschulung muss sichergestellt und der Kontakt zu wichtigen Bezugspersonen unterstützt und geklärt werden. Dazu braucht es vor allem eine Kooperation mit dem Jugendamt und der Herkunftsfamilie. Die Gestaltung der Freizeit verdient besondere Beachtung. In der Situation einer Inobhutnahme hilft eine gut gestaltete Freizeit u.a. um Ablenkung zu schaffen, um Kraft zu schöpfen, um eigene Fähigkeiten wieder zu entdecken und Spaß zu haben.
Fachliche Begleitung der BESt
Wird ein Kind in einer BESt aufgenommen, übernimmt die Teamleitung des stationären Krisenzentrums in jedem Fall die fachliche Begleitung für die Unterbringung. Sie sorgt für den Schutz des Kindes, trifft die Rahmenabsprachen mit dem Jugendamt und der Herkunftsfamilie und unterstützt die aufnehmende Familie.
Zielgruppe
In beiden stationären Angeboten werden Kinder und Jugendliche betreut, wenn eine akute Kindeswohlgefährdung durch die Eltern nicht abgewendet werden kann. Der Zugang ist nur über Jugendämter oder den Krisenbereitschaftsdienst des ASK möglich, die jeweils prüfen, ob die Inobhutnahme die geeignete Maßnahme ist.
Ambulant
Krisenbereitschaftsdienst
Das ASK Hanau führt für die Region Hanau und Main-Kinzig-Kreis einen Bereitschaftsdienst außerhalb der Öffnungszeiten des Jugendamtes durch. Dieser wird aktiviert, sobald die Polizei Kinder und Jugendliche in Gefährdungssituationen antrifft oder davon Kenntnis bekommt. Die/der im Bereitschaftsdienst angerufene MitarbeiterIn führt zu jeder Tageszeit vor Ort eine Krisenintervention durch. Kann der Krisendienst durch Beratung, Einbeziehung von Verwandten, der Nachbarschaft usw. die schwierige Situation nicht verändern, so dass für die Kinder/ Jugendlichen weiterhin eine Kindeswohlgefährdung besteht, ist die Fachkraft befugt, eine Inobhutnahme vorzunehmen. Der Krisendienst bleibt solange zuständig, bis das Jugendamt erreichbar ist.
Die Erfahrung zeigt, dass durch den Krisenbereitschaftsdienst viele Inobhutnahmen vermieden werden können und durch die Krisenintervention in der akuten Situation die Chancen für die Wirksamkeit der Hilfe steigen.