Erste Anlaufstelle in Wetzlar geschaffen
Bereits im Februar 2023 konnte die erste Inobhutnahmestelle (IO) auf dem Gelände des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes in Wetzlar starten. Kinder und Jugendliche bis zum 17. Lebensjahr, deren Wohl im eigenen familiären Umfeld gefährdet ist, können hier vorübergehend betreut und versorgt werden. Die Gründe für eine Unterbringung sind oft unterschiedlich, aber immer ist das Wohl des Kindes akut in Gefahr, sodass eine Herausnahme aus der Familie erforderlich wird. Dieser letzte Schritt zur Wahrung des Kindeswohles hat die hiesigen Jugendämter allerdings bis dato vor das Problem gestellt, dass es keine geeigneten Anlaufstellen im eigenen Kreis gab, die sie hätten kontaktieren können, sodass die Mitarbeiter*innen ihre Anfragen an Einrichtungen der Nachbarkreise richten mussten. Mit der Inobhutnahmestelle des ASK hat sich die Situation nun verändert. Im Mai fand die offizielle Eröffnung mit dem Vertreter der Heimaufsicht der Stadt Wetzlar, Nadim Borchers, dem Wetzlarer Jugendamtsleiter Thorsten Bender sowie dem Geschäftsführenden Vorstand des ASK Dr. Wolfram Spannaus, der zuständigen Einrichtungsleiterin Swantje Stuhec, Gruppenleitung Elisa Jung und dem Team der IO statt. Die Bilanz drei Monate nach Eröffnung der IO zeigt bereits, dass der Bedarf einer solchen Einrichtung groß ist. In Wetzlar stehen neun Plätze für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Diese sind, nach den Erfahrungen von Swantje Stuhec, immer belegt. Denn auch andere umliegende Landkreise sind auf das neu geschaffene Angebot in Wetzlar aufmerksam geworden und richten ihre Anfragen gezielt an das ASK. Aufgrund der hohen Auslastung mussten in Wetzlar bereits 36 Anfragen binnen eines Monats abgelehnt werden, so Wolfram Spannaus. Der hohe Bedarf kommt aber keineswegs überraschend, so Spannaus weiter, der auf die bereits bestehenden Erfahrungen der vergangenen Jahre der zwei Inobhutnahmestellen im Hanauer Kinderdorf verwies. Obwohl der Aufenthalt der Kinder und Jugendlichen in der IO zeitlich begrenzt ist, gehen aufgrund der starken Nachfrage die Belegungen häufig nahtlos ineinander über. Dieses besonders hohe Maß an Fluktuation innerhalb der Gruppe stellt das Team und alle Beteiligten immer wieder vor besondere Herausforderungen. Unterstützung in diesen teilweise hoch emotionalen Krisensituationen erhält die IO durch den Therapeutischen Dienst des ASK. Ob eine Rückführung in die Herkunftsfamilie oder eine Anschlussunterbringung als Folgemaßnahme infrage kommt, entscheidet das Jugendamt bei allen in Obhut genommenen Kindern und Jugendlichen individuell. Gemeinsam arbeiten alle Instanzen daran, für die Kinder und Jugendlichen eine stabile und sichere Perspektive zu finden. Die Inobutnahmestelle hilft dabei, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um dies zu ermöglichen.